ETHERPEROXIDE

Wolfgang Werner, Münster


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Die Etherperoxide haben durch Explosionen auf sich aufmerksam gemacht. Ihre Synthese war und ist nicht beabsichtigt.

Durch Reaktion von Schwefelsäure auf Ethylalkohol wird eine Substanz von einem charakteristischen Geruch erhalten, deren Dämpfe sich bei 35° zu einer farblosen Flüssigkeit kondensieren lassen. Johann Sigismund Frobenius bezeichnete 1730 die Substanz von höherer Dichte als Luft in Anlehnung an die Vorstellung alten Griechen von Äther als spiritus aethereus. Auch der Name Schwefeläther, von der Herstellung bedingt, wurde lange verwendet, obwohl die Substanz keinen Schwefel enthält. Die Dämpfe haben eine höhere Dichte als Luft und breiten sich scheinbar grenzenlos aus. Sie entsprachen derart dem griechischen Äther, dass dieser zum Namensgeber wurde.

Auch die Physik bediente sich des griechischen Ätherbegriffs, er sollte das Weltall ausfüllen und als Medium für die Ausbreitung des Lichts dienen.

1846 entdeckte der Zahnarzt Th.G. Morton die narkotisierende Wirkung von Ether und nutzte diese Wirkung in seiner Praxis. Im gleichen Jahr führte der Bostoner Chirurg C.J. Warren eine Operation an einem mit Ether narkotisierten Patienten durch, und leitete damit den Siegeszug Etheranästhesie um die Welt ein. Da Etherdämpfe sehr leichtentzündlich sind, haben Ether-Luft-Gemische zu schweren Explosionen geführt. Nicht nur wegen dieser Gefahr sondern auch aus medizinischen Gründen hat man heute die Ethernarkose verlassen.

Im Laboratorium ist Diethylether ein beliebtes Lösungsmittel. Da es sich nicht mit Wasser mischt wird es gerne für Extraktionen verwendet. Selbst wenn die wässrige Phase verworfen wird, sollte man bedenken, dass Ether in Wasser etwas löslich ist (69g/L) und daraus auch im Ausguss Etherdämpfe entweichen, die wegen der Leichtentzündlichkeit eine erhebliche Gefahrenquelle darstellen.

Die Destillation ist im Prinzip eine einfache Methode zur Reinigung von Flüssigkeiten. Bei der Destillation von altem Ether ist es zu heftigen Explosionen gekommen. Auf der Suche nach der Ursache fand sich, dass eine wässrige Kaliumiodid-Stärke-Lösung sich im Kontakt mit altem Ether blau färbte. Jodid wurde zu elementarem Iod oxidiert, das sich mit Iodid zu Triiodid verbindet, das in die Helix der Amylose (Bestandteil der Stärke) unter Blaufärbung eingelagert wird. (Abb.1) Die Reaktion ist störanfällig. Die Bildung eines orangefarbenen Peroxotitanyl(IV)-Komplexes aus einem leicht zugänglichen Titanyl-Reagenz im Kontakt mit altem Ether führt zu dem eigentlichen Oxidationsmittel darin. Ether wird in braunen Flaschen aufbewahrt, weil man annahm, dass Licht die Autooxidation auslöst, bzw. begünstigt. (Abb.2) Am Anfang der Autooxidation steht ein Radikal, das mit Sauerstoff (ein Biradikal) ein weiteres Radikal bildet, das durch Abstraktion eines H-Atoms ein Hydroperoxid bildet. Hydroperoxide sind in der Lage Wasserstoffbrückenbindungen einzugehen, was erklärt, dass Hydroperoxid sich bei der Destillation von Ether im Rückstand anreichert. Hydroperoxid ist eine sehr labile Verbindung, die durch Licht und Wärme durch Spaltung der O-O- Bindung in zwei Radikale zerfällt, die wiederum Ausgangspunkt für die Kettenreaktion der Autooxidation darstellen. Das erklärt, dass peroxidhaltiger Ether die weitere Autooxidation begünstigt. Es ist offensichtlich, dass der Ausschluss des Luftsauerstoffes die Autooxidation verhindern kann. Kühle Lagerung kann die Kettenreaktion bremsen.

Vor der Verwendung des Ethers muss man diesen durch Schütteln mit einer sauren Eisen(II)sulfat-Lösung von Peroxiden befreien. Gleichzeitig wird der Ether mit Wasser gesättigt(1,2%), was den Ether für verschiedene Verwendungszwecke z.B. Grignard-Reaktion, ungeeignet macht.

Eine Reduktion bei der Wasser vermieden wird bedient sich Kupfer(I)chlorid, das mit Tetraalkylammoniumchlorid etherlösliches Trichlorocuprat(I)bildet, das Peroxiden reduziert.

Man kann den zu reinigenden Ether mit den Reagenzien versetzen und gefahrlos den reinen Ether abdestillieren.

Das Verfahren ist auch für den zyklischen Ether Tetrahydrofuran geeignet.

In einem Blechkanister, der sicher völlig lichtundurchlässig ist, wurde THF mit erheblichem Peroxidgehalt gefunden. Offenbar darf der Einfluss der kosmischen Strahlung, deren Weg durch Materie durch Radikalbildung gekennzeichnet ist, auf die Autooxidation nicht unterschätzt werden.


Abb. 1, Amylosehelix

 

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Abb. 2, Autooxidation

 

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